Advent, Advent … | Bilder und Texte aus Wien | Peter Reichert

Advent, Advent …

… das Forsthaus brennt. So dichtete Loriot. 

Das sehe und höre ich mir alle Jahre wieder an. Es tut mir gut! Seit langem hab ich Mühe mit dieser Zeit. Jedes Jahr bin ich froh, wenn Weihnacht endlich abgefeiert ist und sich das Straßenbild und die Mitmenschen wieder normalisieren. Zwar ist es nicht mehr so arg wie in den überstandenen Organisten-Jahrzehnten, aber ein schlechter Nachgeschmack bleibt wohl zurück. Diese Flimmerglimmerklingelzeit ist schwer auszuhalten. Während der letzten Mitternachtsmesse, die ich zu beorgeln hatte, Anno Domini 2010, schrieb ich das folgende Gedicht, das ich hier so unfertig wiedergebe wie es blieb.


alle jahre wieder

neue geschenke kaufen und
alte lieder singen
vor geschnitzten krippen
geblendet vom lichtergefunkel
blind für die not
auf erden

feuchtaugig zuschauen
unseren als hirten und könige verkleideten kindern
beim spiel jener weihnachtsgeschichte
die sich begab zu jener zeit
kundgetan
vom engel halle-e-luja

in ungeteilte mäntel gehüllt
wohl zu der halben nacht
vor rührung schneuzen
wenn der alkoholisierte kirchenchor singt
wie maria durch ein dornwald ging
und dass ein kind geborn zu betlehem

kleine scheine in opfersäcklein und
große bissen in den mund stopfen
o du fröhliche
o du selige
gnaden bringende weihnachtszeit
schau dich an o christenheit

© Peter Reichert 2018